Anhand des Trendindikators Baufinanzierung (DTB) berichtet Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender der Dr. Klein Privatkunden AG, über aktuelle Entwicklungen bei Baufinanzierungen in Deutschland.
Standardrate auf Tiefstand, Darlehenssumme auf Jahreshoch
Die Standardrate verzeichnete demnach im August mit 1.423 Euro ihren geringsten Wert seit fast zwei Jahren. Niedriger lag sie zuletzt im September 2022 mit 1.393 Euro. Gegenüber Juli dieses Jahres investieren Käufer 45 Euro weniger in den Erwerb ihres Wohneigentums, gemessen am Vorjahresmonat ist es ein Minus von 115 Euro.
Die Standardrate berechnet sich auf Grundlage der Eckdaten 300.000 Euro Kreditsumme, zwei Prozent Tilgung, 10 Jahre Zinsbindung und 80 Prozent Beleihungsauslauf. Durch diesen Wert wird die monatliche Belastung einer Baufinanzierung über einen langen Zeitraum hinweg vergleichbar.
In die entgegengesetzte Richtung bewegt sich die durchschnittliche Darlehenshöhe: Die Summe, die sich Kaufinteressierte bei einem Kreditinstitut für ihr zukünftiges Eigenheim leihen, wuchs und betrug im August 308.000 Euro – das waren 2.000 Euro mehr als im Vormonat und ein Plus von 20.000 Euro beziehungsweise fast sieben Prozent im Vergleich zum August 2023. Ein höheres Darlehen nahmen Käufer letztmalig im Januar 2022 auf: Hier waren es 317.000 Euro.
Tilgungssatz mit leichtem Plus, Beleihungsauslauf pendelt sich auf hohem Niveau ein
Die anfängliche Tilgung, mit der Immobilienkäufer ihr Bankdarlehen zurückzahlen, verbuchte im August erstmalig in diesem Jahr einen leichten Anstieg. Nach dem Rekordtief im Juli mit 1,71 Prozent kletterte sie im August auf 1,74 Prozent. Ein niedriger Tilgungssatz hat kurzfristig den Vorteil, dass die Monatsrate geringer ausfällt. Langfristig bedeutet dies allerdings, dass die insgesamt zu zahlende Zinslast größer ist, da sich die Laufzeit des Kredits verlängert.
Der Beleihungsauslauf hat die 86-Prozent-Marke in diesem Jahr noch nicht unterschritten, das gilt auch für August: Der fremdfinanzierte Anteil am Beleihungswert der Immobilie machte 86,85 Prozent aus. Das war ein minimaler Anstieg gegenüber dem Vormonat (0,01 %), aber ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber August 2023.
Der Wert des Beleihungsauslaufs entwickelte sich seit Beginn des Jahres 2021 – im damaligen Februar betrug er 79,09 Prozent – kontinuierlich nach oben. Das heißt, dass Immobilienkäufer anteilig immer weniger Eigenkapital mitbringen, um in die eigenen vier Wände zu gelangen.
Anteil KfW-Darlehen legt geringfügig zu, Zinsbindung stabil
Ein KfW-Darlehen kann für Kaufinteressierte eine finanzielle Entlastung bedeuten und den Erwerb von Wohneigentum überhaupt erst ermöglichen. Gerade ist mit „Jung kauft Alt“ ein neues Förderprogramm für junge Familien an den Start gegangen – ob es Auswirkungen auf die Nachfrage von KfW-Darlehen haben wird, muss sich erst noch zeigen.
Im August lag der Anteil der KfW-Förderkredite am gesamten Baufinanzierungsvolumen bei 8,43 Prozent, ein leichter Zuwachs von 0,05 Prozent im Vergleich zu Juli dieses Jahres, aber ein Rückgang um 1,62 Prozent gemessen am Vorjahresmonat.
Die stabilste Kennzahl unter den Parametern der Baufinanzierung war die durchschnittliche Zinsbindung: Sie belief sich den dritten Monat in Folge auf rund elf Jahre. Im August 2023 sicherten sich Kreditnehmende den bei Abschluss ihrer Baufinanzierung geltenden Zins für elf Jahre und neun Monate. Obwohl eine längere Zinsbindung einen (leicht) höheren Zinssatz mit sich bringt, setzen Darlehensnehmer in Deutschland bei einer solch bedeutenden Investition wie dem Eigenheim auf Planungssicherheit und eher lange Zinsfestschreibungen.